
Entgegen der Annahme ist nicht die Einnahmemethode allein, sondern die gezielte Umgehung des „First-Pass-Effekts“ der Leber der Schlüssel zu einer schnellen und effizienten Wirkstoffaufnahme.
- Die Aufnahme über die Lunge oder die Mundschleimhaut ermöglicht einen direkten Eintritt in den Blutkreislauf und liefert in Minuten eine spürbare Wirkung.
- Die orale Einnahme (Schlucken) ist oft der ineffizienteste Weg, da ein Großteil des Wirkstoffs durch die Leber metabolisiert und abgebaut wird, bevor er wirken kann.
Empfehlung: Wählen Sie die Verabreichungsform bewusst nach Ihrem Ziel: Inhalation für sofortige Bedarfsdeckung, sublinguale Einnahme für einen schnellen, aber länger anhaltenden Effekt.
Sie kennen die Situation: In einem Moment akuten Bedarfs – sei es starkes Verlangen oder eine aufkommende Panik – greifen Sie zu einem Produkt, das schnelle Linderung verspricht. Doch die erwartete Wirkung lässt auf sich warten oder fällt deutlich schwächer aus als erhofft. Diese Frustration ist oft das Resultat eines fundamentalen Missverständnisses darüber, wie unser Körper Wirkstoffe wie Nikotin oder CBD überhaupt verarbeitet. Die meisten Ratschläge beschränken sich auf oberflächliche Anweisungen wie „Dampfen ist schneller als Essen“ oder „halten Sie das Öl unter der Zunge“, ohne die entscheidenden Mechanismen dahinter zu beleuchten.
Doch was, wenn der wahre Schlüssel zur Effizienz nicht in der Methode selbst, sondern in den dahinterliegenden pharmakokinetischen Prinzipien liegt? Die Pharmakokinetik ist die Lehre davon, was der Körper mit einem Wirkstoff macht: wie er ihn aufnimmt (Resorption), verteilt, verstoffwechselt und wieder ausscheidet. Das Verständnis von Konzepten wie dem „First-Pass-Effekt“, dem „Resorptionsort“ und der wahren Bedeutung von „Bioverfügbarkeit“ ist es, was Sie wirklich in die Lage versetzt, die für Sie passenden Produkte und Anwendungen fundiert auszuwählen.
Dieser Artikel bricht mit den üblichen Vereinfachungen. Als Pharmakokinetiker führe ich Sie durch die wissenschaftlichen Grundlagen, die bestimmen, warum einige Wege in Ihr System eine Autobahn und andere ein Umweg sind. Wir analysieren jede wichtige Einnahmeform – von der Lunge über die Mundschleimhaut bis zum Magen-Darm-Trakt – und entschlüsseln, welche biologischen Hürden ein Wirkstoff überwinden muss, um sein Ziel zu erreichen: Ihr zentrales Nervensystem.
Um diese komplexen Zusammenhänge verständlich zu machen, beleuchtet der folgende Leitfaden jeden Aspekt der Wirkstoffaufnahme im Detail. Der Artikel ist so aufgebaut, dass er Sie schrittweise vom grundlegendsten Prinzip bis hin zu spezifischen Anwendungs-Tipps führt.
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Inhaltsverzeichnis: Die Wissenschaft der schnellen Wirkstoffaufnahme
- Die Abkürzung ins Blut: Warum die Mundschleimhaut ein Turbo für Wirkstoffe ist
- Der „First-Pass-Effekt“: Warum Schlucken oft der ineffizienteste Weg ist
- Von der Lunge ins Gehirn in 8 Sekunden: Warum Dampfen die schnellste Wirkung erzielt
- Warum es bei mir anders wirkt: Individuelle Faktoren, die die Wirkung von CBD und Nikotin beeinflussen
- Sublingual, oral oder inhalativ? Ein Leitfaden zur Bioverfügbarkeit der verschiedenen CBD-Formen
- Näher an der Zigarette: Wie Nikotinsalze das Verlangen schneller befriedigen
- Maximieren Sie die Wirkung: 5 Tipps, um mehr aus Ihrem CBD-Öl herauszuholen
- CBD richtig anwenden: Ein Überblick über Dosierungen, Formen und Bioverfügbarkeit
Die Abkürzung ins Blut: Warum die Mundschleimhaut ein Turbo für Wirkstoffe ist
Die sublinguale Verabreichung, also das Platzieren eines Wirkstoffs unter der Zunge, ist weit mehr als nur eine alternative Einnahmemethode; sie ist eine strategische Umgehung des Verdauungssystems. Der Bereich unter der Zunge ist reich an Kapillaren und die Schleimhaut (das orale Mukosa) ist extrem dünn. Diese anatomische Besonderheit ermöglicht es Molekülen wie CBD oder Nikotin, direkt in den systemischen Blutkreislauf überzugehen. Dieser Prozess, die sogenannte transmukosale Resorption, verhindert, dass der Wirkstoff den langen und verlustreichen Weg durch den Magen-Darm-Trakt antreten muss.
Der entscheidende Vorteil liegt in der Umgehung des First-Pass-Metabolismus in der Leber, einem Prozess, den wir im nächsten Abschnitt detailliert betrachten. Dadurch gelangt eine signifikant höhere Konzentration des Wirkstoffs unverändert in den Blutkreislauf. Studien belegen eindrücklich diese Effizienz: Während bei oraler Einnahme oft nur geringe Mengen ankommen, zeigen wissenschaftliche Untersuchungen eine Bioverfügbarkeit von 13-19 % bei sublingualer CBD-Anwendung. Einige Analysen deuten sogar darauf hin, dass die Spitzenwirkung bereits nach 10-15 Minuten erreicht wird und eine Bioverfügbarkeit von bis zu 35 % möglich ist. Dieser „Turbo“ macht die sublinguale Methode zu einer der effizientesten Formen für einen schnellen, aber dennoch anhaltenden Wirkungseintritt.
Der „First-Pass-Effekt“: Warum Schlucken oft der ineffizienteste Weg ist
Wenn ein Wirkstoff oral eingenommen, also geschluckt wird, begibt er sich auf eine Reise durch den Magen-Darm-Trakt. Von dort wird er über die Pfortader direkt zur Leber transportiert, dem zentralen Stoffwechselorgan des Körpers. Hier findet ein entscheidender, oft stark wirkungsmindernder Prozess statt: der First-Pass-Metabolismus. Die Leber agiert wie ein rigoroser Filter und eine chemische Fabrik. Ihre Enzyme erkennen körperfremde Substanzen und beginnen sofort damit, sie abzubauen (zu metabolisieren), um den Körper zu schützen. Dieser Schutzmechanismus unterscheidet jedoch nicht zwischen einem Giftstoff und einem gewünschten Wirkstoff wie CBD.
Das Resultat ist, dass nur ein Bruchteil der ursprünglichen Dosis die Leber unverändert passiert und in den systemischen Blutkreislauf gelangt, von wo aus er seine Wirkung im Körper entfalten kann. Dieser massive Wirkverlust erklärt, warum die orale Bioverfügbarkeit vieler Substanzen extrem niedrig ist. Im Fall von Cannabis ist dieser Effekt besonders ausgeprägt: Studien zeigen, dass bei oraler Einnahme nur etwa 6 % des Wirkstoffs bioverfügbar sind. Das bedeutet, bei einer Einnahme von 100 mg CBD in einer Kapsel kommen lediglich 6 mg tatsächlich im Blut an. Dies macht das Schlucken nicht nur zur langsamsten, sondern oft auch zur unwirtschaftlichsten Einnahmeform.

Diese visuelle Metapher der Filterung verdeutlicht, warum Methoden, die die Leber umgehen, pharmakokinetisch so überlegen sind. Während die orale Einnahme eine lange Wirkdauer bieten kann, ist sie für den schnellen Bedarf aufgrund des massiven Wirkstoffverlusts durch den First-Pass-Effekt meist ungeeignet.
Von der Lunge ins Gehirn in 8 Sekunden: Warum Dampfen die schnellste Wirkung erzielt
Die Inhalation, beispielsweise durch das Verdampfen von E-Liquids, stellt den schnellsten bekannten Weg dar, um einen Wirkstoff in den systemischen Kreislauf und anschließend ins Gehirn zu transportieren. Der Grund dafür liegt in der einzigartigen Anatomie der Lunge. Die Lungenbläschen (Alveolen) bieten eine riesige Oberfläche von etwa 70-100 Quadratmetern – vergleichbar mit der Fläche eines Tennisplatzes. Diese immense Fläche ist von einem dichten Netz feinster Blutgefäße durchzogen, und die Barriere zwischen der eingeatmeten Luft und dem Blut ist nur eine einzige Zellschicht dünn.
Wenn ein Wirkstoff wie Nikotin oder CBD verdampft und inhaliert wird, gelangen die winzigen Aerosolpartikel direkt in die Alveolen. Dort treten sie quasi ohne Verzögerung ins Blut über. Dieses sauerstoffreiche, mit dem Wirkstoff angereicherte Blut fließt von der Lunge direkt zum Herzen und wird von dort unmittelbar ins Gehirn gepumpt. Der gesamte Prozess von der Inhalation bis zum Erreichen der Rezeptoren im Gehirn kann in nur 8 bis 10 Sekunden abgeschlossen sein. Dies erklärt die fast sofortige Befriedigung, die beispielsweise Raucher oder Dampfer empfinden. Die Relevanz dieser Methode in Deutschland ist enorm, was sich auch daran zeigt, dass laut Daten des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2024 rund 1,3 Millionen Liter Liquids für E-Zigaretten versteuert wurden.
Die schnellste Absorption in den systemischen Blutkreislauf und den schnellsten Wirkeintritt erreicht man durch Inhalation (5-10 min)
– Canify Clinics, Cannabis Stoffwechsel und Abbau: Pharmakokinetik
Diese Geschwindigkeit hat jedoch ihren Preis: Die Wirkungsdauer ist im Vergleich zu anderen Methoden deutlich kürzer, da der Wirkstoff ebenso schnell wieder abgebaut wird. Die Inhalation ist somit die Methode der Wahl für akute Bedürfnisse, bei denen eine unmittelbare Wirkung entscheidend ist.
Warum es bei mir anders wirkt: Individuelle Faktoren, die die Wirkung von CBD und Nikotin beeinflussen
Die Pharmakokinetik beschreibt zwar universelle Prinzipien, doch der menschliche Körper ist kein standardisiertes System. Zwei Personen können dasselbe Produkt in der gleichen Dosierung einnehmen und dennoch völlig unterschiedliche Erfahrungen machen. Eine Vielzahl individueller Faktoren moduliert, wie schnell und stark ein Wirkstoff aufgenommen wird und wirkt. Das Verständnis dieser Variablen ist entscheidend, um die eigene Reaktion auf Substanzen wie CBD oder Nikotin zu optimieren.
Zu den wichtigsten physiologischen Faktoren gehören Gewicht, Stoffwechselrate und Körperfettanteil. Fettlösliche Substanzen wie Cannabinoide können sich im Fettgewebe anreichern, was zu einer verzögerten Freisetzung und einer längeren, aber weniger intensiven Wirkung führen kann. Darüber hinaus spielen genetische Unterschiede eine große Rolle, insbesondere die Aktivität der CYP450-Enzymfamilie in der Leber, die für den Abbau der meisten Medikamente und Wirkstoffe verantwortlich ist. Manche Menschen sind genetisch bedingt „schnelle Metabolisierer“, andere „langsame“, was die Wirkdauer erheblich beeinflusst. Auch Alter, Geschlecht und der allgemeine Gesundheitszustand, insbesondere die Leber- und Nierenfunktion, sind entscheidend. Schließlich können auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten die Aufnahme und den Abbau von Wirkstoffen unvorhersehbar verändern.
Ihre persönliche Wirkungs-Checkliste: Finden Sie heraus, was bei Ihnen funktioniert
- Kontaktpunkte auflisten: Notieren Sie alle Einnahmeformen (z.B. sublingual, oral, inhalativ) und Produkte, die Sie derzeit verwenden.
- Datenerhebung durchführen: Führen Sie ein einfaches Tagebuch. Vermerken Sie: Dosierung, Einnahmezeit, gefühlte Zeit bis zum Wirkungseintritt und die Wirkungsstärke auf einer Skala von 1-10.
- Konsistenz überprüfen: Vergleichen Sie Ihre Notizen mit den pharmakokinetischen Prinzipien. Bestätigen Ihre Beobachtungen, dass Inhalation schneller wirkt als orale Einnahme?
- Muster erkennen: Suchen Sie nach Variablen, die Ihre individuelle Wirkung beeinflussen. Hat die Einnahme zusammen mit einer fettreichen Mahlzeit die Wirkung verstärkt? Spielt die Tageszeit eine Rolle?
- Optimierungsplan erstellen: Passen Sie basierend auf den erkannten Mustern gezielt eine Variable an (z.B. die Dosis oder die Einnahmeform) und beobachten Sie die Veränderung.
Diese systematische Selbstbeobachtung ist der effektivste Weg, um über allgemeine Empfehlungen hinauszugehen und eine auf Ihre persönliche Physiologie zugeschnittene Anwendungsstrategie zu entwickeln.
Sublingual, oral oder inhalativ? Ein Leitfaden zur Bioverfügbarkeit der verschiedenen CBD-Formen
Nachdem wir die grundlegenden pharmakokinetischen Prinzipien beleuchtet haben, lässt sich ein klarer Rahmen für den Vergleich der gängigsten Anwendungsformen von CBD erstellen. Die Wahl der richtigen Methode hängt immer vom individuellen Bedürfnis ab: Geht es um eine schnelle, akute Linderung oder um eine langanhaltende, stabile Wirkung? Die Schlüsselkennzahlen hierfür sind die Bioverfügbarkeit (wie viel Wirkstoff ankommt), der Wirkungseintritt (wie schnell es wirkt) und die Wirkungsdauer (wie lange es wirkt).
Die Inhalation via Verdampfer bietet die höchste Geschwindigkeit und eine sehr gute Bioverfügbarkeit, da der First-Pass-Effekt komplett umgangen wird. Einige Studien zur CBD-Aufnahme über die Lunge deuten auf eine Bioverfügbarkeit von bis zu 50-60 % hin, obwohl die Werte je nach Inhalationstechnik stark schwanken können. Demgegenüber steht die orale Einnahme (Kapseln, Esswaren) mit dem langsamsten Wirkungseintritt und der geringsten Bioverfügbarkeit. Die sublinguale Anwendung positioniert sich als intelligenter Mittelweg: Sie ist deutlich schneller und effizienter als die orale Einnahme, bietet aber eine längere Wirkungsdauer als die Inhalation.
Die folgende Tabelle fasst die wesentlichen Unterschiede zusammen und dient als schnelle Entscheidungshilfe für Anwender, die die für sie optimale CBD-Form finden möchten. Beachten Sie, dass es sich um Durchschnittswerte handelt, die individuell abweichen können.
| Anwendungsform | Bioverfügbarkeit | Wirkungseintritt | Wirkungsdauer |
|---|---|---|---|
| Inhalation (Vape) | 31% | 5-10 Minuten | 2-4 Stunden |
| Sublingual | 13-19% | 10-15 Minuten | 6-8 Stunden |
| Oral (Kapseln) | 6% | 60-180 Minuten | 6-8 Stunden |
| Transdermal | 34-46%* | 45-60 Minuten | 8-12 Stunden |
| *Vorläufige Studienergebnisse, weitere Forschung erforderlich | |||
Diese Übersicht macht deutlich, dass es nicht die „eine beste“ Methode gibt. Die optimale Wahl ist immer eine Funktion des angestrebten Ziels und des Anwendungskontextes.
Näher an der Zigarette: Wie Nikotinsalze das Verlangen schneller befriedigen
Im Kontext der E-Zigarette ist das Ziel oft, die Nikotinaufnahme einer herkömmlichen Tabakzigarette so exakt wie möglich zu simulieren, um eine schnelle und effektive Befriedigung des Verlangens zu erreichen. Herkömmliches („freies“) Nikotin in Liquids hat jedoch einen hohen pH-Wert, was zu einem starken, oft als unangenehm empfundenen Kratzen im Hals (dem „Throat-Hit“) führt. Dies limitiert die Konzentration, die komfortabel inhaliert werden kann. Hier setzen Nikotinsalze an, die eine clevere chemische Modifikation darstellen.
Bei Nikotinsalzen wird dem freien Nikotin eine Säure (z.B. Benzoesäure) zugesetzt. Dieser Prozess senkt den pH-Wert des Nikotins, wodurch es bei der Inhalation deutlich sanfter und weniger reizend für den Rachen ist. Dieser geringere Throat-Hit ermöglicht es, wesentlich höhere Nikotinkonzentrationen zu verdampfen, ohne dass es unangenehm wird. Die schnellere und höhere Aufnahme von Nikotin ins Blut ahmt die Anflutung einer Tabakzigarette effektiver nach und führt zu einer schnelleren Sättigung des Verlangens. Es ist diese Kombination aus hoher Konzentration und sanfter Inhalation, die Nikotinsalze für Umsteiger so attraktiv macht.
Fallbeispiel: Die Juul-Revolution und ihre europäische Regulierung
Die amerikanische Firma Pax Vapor war mit ihrer Marke „Juul“ ein Pionier in der Entwicklung von Nikotinsalz-Liquids. Ihr erklärtes Ziel war es, die sensorische Erfahrung und die Nikotinanflutung einer Zigarette eins zu eins zu simulieren. In den USA lösten die Produkte, die mit Nikotinkonzentrationen von bis zu 50 mg/ml erhältlich waren, einen regelrechten Hype aus, insbesondere bei Rauchern, die eine effektive Alternative suchten. In Europa und somit auch in Deutschland wurde dieser Entwicklung jedoch durch die Tabakproduktrichtlinie 2 (TPD2) ein Riegel vorgeschoben. Die TPD2 begrenzt den Nikotingehalt in E-Liquids auf maximal 20 mg/ml. Dennoch hat sich das Prinzip der Nikotinsalze auch hier durchgesetzt, da es selbst bei dieser begrenzten Konzentration eine effizientere und angenehmere Nikotinaufnahme ermöglicht als herkömmliches freies Nikotin.
Nikotinsalze sind somit ein perfektes Beispiel für angewandte Pharmakokinetik: Durch eine gezielte chemische Anpassung wird die Resorption im Körper optimiert, um einen bestimmten Nutzeffekt – die schnelle Befriedigung des Verlangens – zu maximieren.
Maximieren Sie die Wirkung: 5 Tipps, um mehr aus Ihrem CBD-Öl herauszuholen
Das Wissen um die Prinzipien der Bioverfügbarkeit lässt sich direkt in die Praxis umsetzen, um die Effizienz von CBD-Öl signifikant zu steigern. Anstatt die Dosis blind zu erhöhen, können kleine Anpassungen in der Anwendungstechnik und im Timing einen großen Unterschied machen. Ziel ist es, mit weniger Produkt eine bessere Wirkung zu erzielen. Die folgenden Tipps basieren direkt auf den zuvor erklärten pharmakokinetischen Grundlagen.
Der vielleicht wirkungsvollste Hebel ist die Kombination mit Fetten. Da CBD ein fettlösliches Molekül ist, wird seine Aufnahme im Körper durch die gleichzeitige Anwesenheit von Lipiden massiv verbessert. Dies gilt sowohl für die sublinguale als auch für die orale Einnahme. Schon die Kombination mit gesunden Pflanzenölen kann die Effizienz deutlich steigern, wie aktuelle Studien zur Cannabinoid-Absorption zeigen, die von einer bis zu dreifachen Erhöhung der Bioverfügbarkeit berichten. Ebenso entscheidend ist die korrekte sublinguale Technik: Geduld ist hier der Schlüssel zum Erfolg.

Hier sind fünf konkrete, wissenschaftlich fundierte Tipps, um die Wirkung Ihres CBD-Öls zu maximieren:
- Mit fettreicher Mahlzeit einnehmen: Nehmen Sie Ihr CBD-Öl zusammen mit oder direkt nach einer Mahlzeit ein, die gesunde Fette enthält (z.B. Avocado, Nüsse, Olivenöl). Die Fette stimulieren die Produktion von Gallensäuren und Enzymen, die für die Absorption fettlöslicher Substanzen notwendig sind.
- Sublingual lange halten: Halten Sie das Öl für mindestens 60 bis 90 Sekunden unter der Zunge, bevor Sie es schlucken. Geben Sie den Kapillaren ausreichend Zeit, den Wirkstoff direkt zu resorbieren und den First-Pass-Effekt zu umgehen.
- Vollspektrum-Produkte wählen: Entscheiden Sie sich für Vollspektrum- oder Breitspektrum-Öle. Diese enthalten neben CBD auch andere Cannabinoide und Terpene, die im Zusammenspiel eine synergistische Wirkung entfalten (der „Entourage-Effekt“), was die Gesamteffektivität erhöhen kann.
- Kombination mit Pflanzenölen: Die meisten CBD-Öle sind bereits in einem Trägeröl (wie MCT- oder Hanfsamenöl) gelöst. Die zusätzliche Einnahme hochwertiger Pflanzenöle kann die Absorption weiter fördern.
- Anwendungsformen kombinieren: Nutzen Sie die Stärken verschiedener Methoden. Zum Beispiel eine schnelle Linderung durch Inhalation bei akutem Bedarf und eine stabile Basisversorgung durch sublinguale oder orale Einnahme.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Resorptionsort (Lunge, Mund, Magen) ist der entscheidende Faktor für die Wirkungsgeschwindigkeit und Effizienz.
- Der „First-Pass-Effekt“ in der Leber reduziert die Wirksamkeit oral eingenommener Substanzen drastisch und macht sie oft unwirtschaftlich.
- Bioverfügbarkeit ist nicht nur ein abstrakter Prozentsatz, sondern ein direktes Maß für die Kosten-Nutzen-Effizienz Ihres gewählten Produkts.
CBD richtig anwenden: Ein Überblick über Dosierungen, Formen und Bioverfügbarkeit
Die richtige Anwendung von CBD ist eine Frage der Abstimmung von Produkt, Dosis und persönlichem Ziel. Es gibt keine universelle Dosierung, sondern nur eine individuell passende Strategie. Die Kernbotschaft dieses Leitfadens ist, dass die Wahl der Anwendungsform – und damit die bewusste Steuerung der Pharmakokinetik – ebenso wichtig ist wie die Wahl der Milligramm-Zahl. Bevor Sie die Dosis erhöhen, sollten Sie prüfen, ob Sie die Bioverfügbarkeit Ihrer aktuellen Dosis bereits maximieren.
Fassen wir die entscheidenden Erkenntnisse zusammen: Für einen schnellstmöglichen Wirkungseintritt bei akuten Zuständen ist die Inhalation unübertroffen. Für eine schnelle, aber länger anhaltende Wirkung stellt die sublinguale Methode den optimalen Kompromiss aus Geschwindigkeit und Effizienz dar. Die orale Einnahme in Form von Kapseln oder Esswaren ist dann sinnvoll, wenn eine sehr lange, gleichmäßige Wirkstoffabgabe über viele Stunden gewünscht ist und der langsame Eintritt kein Nachteil darstellt. Hier muss jedoch die geringe Bioverfügbarkeit durch eine höhere Dosis kompensiert werden.
Letztendlich befähigt Sie das Verständnis der Bioverfügbarkeit, informierte und kosteneffiziente Entscheidungen zu treffen. Sie können nun beurteilen, ob ein hochpreisiges Produkt mit hoher Bioverfügbarkeit am Ende günstiger ist als ein scheinbar billiges Produkt, von dem der Körper nur einen Bruchteil nutzen kann. Es geht darum, die Kontrolle zu übernehmen und den Wirkstoff so zu verabreichen, dass er sein Ziel auf dem für Sie optimalen Weg erreicht.
Beginnen Sie noch heute damit, Ihre aktuellen Produkte und Einnahmegewohnheiten kritisch zu hinterfragen und wenden Sie die hier vorgestellten Prinzipien an, um die für Sie effektivste und wirtschaftlichste Strategie zu entwickeln.
Häufig gestellte Fragen zu Bioverfügbarkeit und Wirkung
Was bedeutet Bioverfügbarkeit bei medizinischem Cannabis?
Bioverfügbarkeit beschreibt, wie viel Prozent des eingenommenen Wirkstoffs tatsächlich unverändert im Blutkreislauf ankommt und für eine Wirkung zur Verfügung steht. Bei oraler Aufnahme liegt dieser Wert oft nur bei 6%, während er bei der inhalativen Aufnahme zwischen 10% und 35% schwanken kann.
Wie unterscheiden sich Wirkungsdauer und Wirkungseintritt?
Der Wirkungseintritt beschreibt die Zeitspanne vom Konsum bis zum Spüren der ersten Effekte, die Wirkungsdauer die Gesamtlänge des Effekts. Inhalativ konsumiertes Cannabis wirkt sehr schnell (nach 5-10 Minuten), aber kürzer (2-4 Stunden). Oral eingenommen wirkt es langsam (nach 60-180 Minuten), dafür aber deutlich länger (6-8 Stunden). Die sublinguale Einnahme bietet einen schnellen Eintritt (5-10 Min.) bei gleichzeitig langer Wirkung (6-8 Std.).
Welche Faktoren beeinflussen die Cannabis-Wirkung?
Die Wirkung ist hochgradig individuell. Entscheidende Faktoren sind die Einnahmeform (inhalativ, oral etc.), die Dosierung, das Inhalationsmuster bei Vaporizern, die gleichzeitige Nahrungsaufnahme (insbesondere Fette), der Körperfettanteil, die individuelle Enzymaktivität der Leber sowie mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.