
Der Rauchstopp scheitert oft, weil körperliche Entzugserscheinungen und das psychische Verlangen die Willenskraft überwältigen. Akupunktur bietet hier einen ganzheitlichen Ansatz, der genau an diesen Mechanismen ansetzt.
- Sie zielt darauf ab, die körpereigene Energie (Qi) zu regulieren und so innere Anspannung und Nervosität zu lindern.
- Sie kann die Ausschüttung von Endorphinen stimulieren, was die Stimmung auf natürliche Weise verbessert und das Nikotinverlangen reduziert.
Empfehlung: Eine erfolgreiche Raucherentwöhnung durch Akupunktur kombiniert professionelle Behandlungen mit selbst anwendbaren Techniken wie Akupressur und unterstützenden Maßnahmen, um einen nachhaltigen Erfolg zu sichern.
Der feste Entschluss, mit dem Rauchen aufzuhören, ist gefasst. Doch auf die erste Euphorie folgen oft schnell die bekannten Hürden: quälendes Verlangen, innere Unruhe, Reizbarkeit und Schlafstörungen. Viele greifen zu Nikotinpflastern, Kaugummis oder Willenskraft allein – und erleben dennoch Rückschläge. Diese Erfahrungen sind frustrierend und führen oft zu dem Trugschluss, dass man es einfach nicht schaffen kann. Die Ursache liegt jedoch selten an mangelnder Disziplin, sondern an der tiefen Verankerung der Sucht auf sowohl körperlicher als auch psychischer Ebene.
Hier bietet die Akupunktur, ein zentrales Element der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), eine fundamental andere Perspektive. Statt nur das Symptom – das Verlangen nach Nikotin – zu unterdrücken, zielt sie darauf ab, die zugrunde liegende energetische Dysbalance im Körper zu korrigieren. Sie versteht die Sucht nicht als reines Willensproblem, sondern als Störung im Energiefluss des Körpers, der die Körper-Geist-Achse beeinflusst. Die Akupunktur ist somit kein passiver „Zauber“, sondern ein aktiver, ganzheitlicher Prozess, der die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert.
Dieser Ansatz schlägt eine Brücke zwischen der jahrtausendealten energetischen Logik der TCM und den Erkenntnissen der modernen Neurobiologie über Suchtmechanismen. Es geht darum, dem Körper zu helfen, sein Gleichgewicht wiederzufinden und das Verlangen von innen heraus zu regulieren. In diesem Artikel beleuchten wir als Mediziner mit Expertise in beiden Welten nicht nur, dass Akupunktur helfen kann, sondern vor allem, wie sie funktioniert: von den Grundlagen der Energiemeridiane über den Ablauf einer Sitzung und die wissenschaftliche Studienlage bis hin zu konkreten, ergänzenden Methoden, die Sie selbst anwenden können, um Ihren Weg in ein rauchfreies Leben nachhaltig zu unterstützen.
Der folgende Leitfaden bietet Ihnen einen umfassenden Überblick über die Prinzipien, die praktische Anwendung und die wissenschaftlichen Hintergründe der Akupunktur zur Raucherentwöhnung. Erfahren Sie, was Sie von einer Behandlung erwarten können und wie Sie den Prozess aktiv mitgestalten.
Inhaltsverzeichnis: Ihr Wegweiser zur Raucherentwöhnung mit Akupunktur
- Was sind Qi und Meridiane? Eine einfache Erklärung der Grundlagen der Akupunktur
- Tut das weh? Was Sie während einer Akupunktur-Sitzung wirklich spüren
- Wie viele Sitzungen braucht man? Ein realistischer Behandlungsplan für die Akupunktur
- Der „Tim Mee“ Punkt: Die magischen Punkte gegen das Rauchverlangen
- Mehr als nur Nadeln: Wie die chinesische Medizin die Raucherentwöhnung ganzheitlich unterstützt
- Wie Akupunktur das Verlangen nach Nikotin wirklich beeinflussen kann: Ein Blick auf die Studienlage
- Die Anti-Stress-Apotheke der Natur: 5 ätherische Öle für mehr Gelassenheit im Entzug
- Die Ohrakupunktur (Aurikulotherapie) als Spezialform der Suchtbehandlung verstehen
Was sind Qi und Meridiane? Eine einfache Erklärung der Grundlagen der Akupunktur
Um die Wirkungsweise der Akupunktur zu verstehen, müssen wir uns von der rein westlichen Vorstellung von Anatomie lösen und uns zwei zentralen Konzepten der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) zuwenden: dem Qi (Lebensenergie) und den Meridianen (Energiebahnen). Stellen Sie sich das Qi als eine Art Lebensstrom vor, der unaufhörlich durch Ihren Körper fließt. Es ist die vitale Kraft, die alle körperlichen und geistigen Funktionen antreibt – von der Atmung über die Verdauung bis hin zur Konzentration. Solange das Qi frei und harmonisch fließt, fühlen wir uns gesund, ausgeglichen und vital.
Dieser Energiefluss findet jedoch nicht willkürlich statt. Die TCM beschreibt ein komplexes Netzwerk von Bahnen, die den Körper durchziehen: die Meridiane. Man kann sie sich wie ein unsichtbares Leitungsnetz vorstellen, das alle Organe und Körperregionen miteinander verbindet. Die traditionelle chinesische Medizin beschreibt ein System von zwölf Hauptmeridianen, die jeweils einem bestimmten Organsystem zugeordnet sind. Auf diesen Meridianen liegen die Akupunkturpunkte – präzise definierte Stellen, an denen das Qi besonders gut von außen zugänglich ist.
Eine Sucht wie das Rauchen wird in der TCM als eine Blockade oder Stagnation im Qi-Fluss interpretiert. Nikotin und der damit verbundene Stress führen zu einer energetischen Dysbalance, die sich in Symptomen wie innerer Unruhe, Nervosität und dem starken Verlangen nach der nächsten Zigarette äußert. Der Körper ist aus seinem natürlichen Gleichgewicht geraten. Durch das gezielte Setzen feiner Nadeln an spezifischen Akupunkturpunkten kann ein erfahrener Therapeut diesen gestörten Energiefluss regulieren. Die Nadel wirkt wie ein Impuls, der Blockaden löst und dem Qi hilft, wieder frei zu zirkulieren. Ziel ist es, die Harmonie im Körper wiederherzustellen und so die Grundlage für die Sucht zu entziehen.
Tut das weh? Was Sie während einer Akupunktur-Sitzung wirklich spüren
Die Vorstellung von Nadeln im eigenen Körper löst bei vielen Menschen zunächst ein Unbehagen aus. Diese Sorge ist verständlich, basiert aber meist auf der Verwechslung von Akupunkturnadeln mit den Injektionsnadeln, die wir aus der Arztpraxis kennen. Akupunkturnadeln sind jedoch extrem dünn und filigran, oft kaum dicker als ein menschliches Haar und mit einem Durchmesser von weniger als einem halben Millimeter. Ihr Design zielt nicht darauf ab, Gewebe zu durchdringen, um Flüssigkeiten zu injizieren, sondern darauf, sanft in die Haut einzudringen und einen spezifischen energetischen Reiz zu setzen.
Beim Einstich der Nadel verspüren die meisten Patienten lediglich einen winzigen Piks, der sofort wieder nachlässt. Viel charakteristischer ist das sogenannte „De-Qi“-Gefühl: ein subtiles, oft als leichtes Kribbeln, dumpfer Druck, Wärme- oder auch Schweregefühl beschriebenes Empfinden rund um den Nadelpunkt. Dieses Gefühl ist in der TCM ein positives Zeichen und zeigt an, dass die Nadel das Qi im Meridian erreicht und aktiviert hat. Es ist der Beweis, dass die „Energie angekommen ist“. Dieses Gefühl nimmt im Laufe der Sitzung ab, während eine tiefe Entspannung einsetzt.

Während der Behandlung, die in der Regel 20 bis 30 Minuten dauert, liegen Sie bequem und in ruhiger Atmosphäre. Viele Patienten schlafen sogar ein, da die Stimulation bestimmter Punkte eine tief beruhigende Wirkung auf das Nervensystem hat. Sollte eine Nadel als unangenehm empfunden werden, kann der Therapeut ihre Position jederzeit minimal korrigieren. Die Stimulation kann durch leichtes Drehen, Heben oder Senken der Nadel verstärkt werden, um die Wirkung zu optimieren. Am Ende der Sitzung fühlen sich die meisten Menschen tief entspannt, erfrischt und zentriert – ein Gefühl, das ein starkes Gegengewicht zur nervösen Anspannung des Nikotinentzugs bildet.
Wie viele Sitzungen braucht man? Ein realistischer Behandlungsplan für die Akupunktur
Eine der häufigsten Fragen betrifft die Dauer und Frequenz der Behandlung. Akupunktur zur Raucherentwöhnung ist kein einmaliger Eingriff, sondern ein Prozess, der den Körper schrittweise dabei unterstützt, sich vom Nikotin zu lösen und ein neues Gleichgewicht zu finden. Ein realistischer Behandlungsplan wird in der Regel in mehrere Phasen unterteilt und individuell auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt. Es gibt zwar keine allgemeingültige Regel, aber ein bewährtes Vorgehen, das sich in der Praxis etabliert hat.
Die Behandlung beginnt typischerweise mit einer akuten Entwöhnungsphase. In den ersten ein bis zwei Wochen nach dem Rauchstopp, wenn die körperlichen Entzugserscheinungen am stärksten sind, sind häufigere Sitzungen sinnvoll. Üblich sind hier zwei bis drei Behandlungen pro Woche, um das Nervensystem zu stabilisieren, das Verlangen zu dämpfen und die Entgiftung zu fördern. Darauf folgt die Stabilisierungsphase, in der die Abstände zwischen den Sitzungen vergrößert werden. Über einen Zeitraum von etwa vier bis sechs Wochen findet dann oft nur noch eine Sitzung pro Woche statt. Ziel ist es, den erreichten Erfolg zu festigen und Rückfällen in Stresssituationen vorzubeugen.
Die Kosten für eine Akupunkturbehandlung zur Raucherentwöhnung werden in Deutschland in der Regel nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, da die Methode für diese Indikation nicht im Leistungskatalog enthalten ist. Einige private Kassen oder Zusatzversicherungen erstatten die Kosten jedoch teilweise. Die Preise variieren je nach Region und Praxis, liegen aber meist in einem ähnlichen Rahmen. Der folgende Überblick bietet eine Orientierung zu den typischen Phasen und Kosten in Deutschland, wie sie von Portalen wie Nichtraucherhelden.de analysiert werden.
| Phase | Häufigkeit | Kosten pro Sitzung |
|---|---|---|
| Akute Entwöhnungsphase | 2-3 Sitzungen/Woche für 2 Wochen | 40-100 € |
| Stabilisierungsphase | 1 Sitzung/Woche für 4-6 Wochen | 40-100 € |
| Präventionsphase | Sporadische Auffrischung bei Bedarf | 40-100 € |
Nach der Stabilisierungsphase kann die Behandlung in eine Präventionsphase übergehen. Hier können sporadische Auffrischungssitzungen, beispielsweise einmal im Monat oder bei akutem Stress, sinnvoll sein, um die Balance langfristig zu erhalten. Ein guter Therapeut wird den Behandlungsplan stets transparent mit Ihnen besprechen und an Ihre Fortschritte anpassen.
Der „Tim Mee“ Punkt: Die magischen Punkte gegen das Rauchverlangen
Während einer professionellen Akupunkturbehandlung wird der Therapeut eine Kombination verschiedener Punkte am Körper und am Ohr auswählen, um die Sucht ganzheitlich zu behandeln. Doch einer der faszinierendsten Aspekte der Akupunktur ist, dass sie den Patienten auch Werkzeuge zur Selbsthilfe an die Hand gibt. Ein herausragendes Beispiel hierfür ist der sogenannte „Tim Mee“-Punkt, ein spezieller Akupressurpunkt, der sich als äußerst wirksam bei akutem Rauchverlangen erwiesen hat.
Der Tim Mee Punkt ist ein sogenannter „Extrapunkt“, der nicht auf den klassischen Hauptmeridianen liegt. Er befindet sich am Handgelenk, genauer gesagt in der kleinen Vertiefung an der Daumenseite, die als „anatomische Tabatière“ (Fovea radialis) bekannt ist. Diese Vertiefung wird sichtbar, wenn man den Daumen stark nach hinten streckt. Das Besondere an diesem Punkt: Er kann bei aufkommendem Rauchverlangen durch kräftige Selbstmassage für ein bis zwei Minuten stimuliert werden. Dieser gezielte Druck sendet einen Impuls an das Nervensystem, der helfen kann, das akute Verlangen zu unterbrechen und zu lindern.
Diese Form der Selbstbehandlung ist ein Kernelement, um die aktive Selbstwirksamkeit des Patienten zu stärken. Man ist dem Verlangen nicht passiv ausgeliefert, sondern kann aktiv etwas dagegen tun. Die Empfindlichkeit des Punktes dient dabei als eine Art Indikator für den Fortschritt der Entwöhnung. Solange der Punkt bei Druck schmerzhaft oder sehr empfindlich reagiert, ist die körperliche Abhängigkeit noch stark präsent. Lässt die Empfindlichkeit nach, ist dies ein Zeichen dafür, dass der Körper sein Gleichgewicht wiederfindet. Der folgende Plan fasst die Anwendung zusammen.
Ihr Aktionsplan: Akupressur zur Selbsthilfe
- Lokalisation des Punktes: Identifizieren Sie den Tim Mee Punkt in der Vertiefung an der Basis Ihres Daumens am Handgelenk.
- Regelmäßige Massage: Massieren Sie diesen Punkt mehrmals täglich und insbesondere dann, wenn Sie akutes Verlangen nach einer Zigarette verspüren.
- Druck und Dauer: Üben Sie mit dem Daumen oder Zeigefinger der anderen Hand für 1-2 Minuten einen kräftigen, tiefen Druck auf den Punkt aus.
- Empfindlichkeit als Marker: Nutzen Sie die Druckempfindlichkeit des Punktes als persönlichen Indikator. Solange er empfindlich ist, ist die Massage besonders sinnvoll.
- Zielerreichung: Sobald der Punkt bei Druck nicht mehr empfindlich ist, haben Sie einen wichtigen Meilenstein in Ihrer körperlichen Entwöhnung erreicht.
Diese einfache Technik verwandelt den Patienten von einem passiven Empfänger einer Behandlung in einen aktiven Gestalter seines eigenen Erfolgs. Sie ist ein perfektes Beispiel dafür, wie die Prinzipien der Akupunktur in den Alltag integriert werden können.
Mehr als nur Nadeln: Wie die chinesische Medizin die Raucherentwöhnung ganzheitlich unterstützt
Ein häufiges Missverständnis ist, dass eine Akupunkturbehandlung ausschließlich aus dem Setzen von Nadeln besteht. In Wahrheit ist die Akupunktur nur ein Teil eines umfassenden Systems – der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Ein seriöser Therapeut wird die Raucherentwöhnung immer als ganzheitliches Entwöhnungsprotokoll betrachten, das den gesamten Lebensstil des Patienten mit einbezieht. Das Ziel ist nicht nur, das Rauchen zu beenden, sondern einen Zustand von allgemeinem Wohlbefinden und Stabilität zu schaffen, der Rückfälle unwahrscheinlich macht.
Ein zentraler Baustein neben der Akupunktur ist oft die chinesische Kräutertherapie. Basierend auf einer individuellen Diagnose kann der Therapeut spezifische Kräutermischungen zusammenstellen, die den Entwöhnungsprozess unterstützen. Diese Rezepturen zielen darauf ab, die Lunge zu reinigen („Schleim und Hitze ausleiten“), das Nervensystem zu beruhigen (den „Geist Shen besänftigen“) und die durch das Rauchen geschwächten Organe zu stärken. Oft werden sie als Tee oder Granulat eingenommen und wirken von innen heraus, um die durch die Akupunktur angestoßenen Prozesse zu vertiefen.

Darüber hinaus spielen auch Ernährungs- und Lebensstilempfehlungen eine wichtige Rolle. Aus Sicht der TCM können bestimmte Nahrungsmittel die Bildung von „Schleim“ im Körper fördern und sollten während der Entwöhnung gemieden werden (z. B. Milchprodukte, fettige Speisen). Stattdessen werden befeuchtende und reinigende Lebensmittel empfohlen. Auch moderate Bewegung wie Qigong oder Tai-Chi kann den Qi-Fluss harmonisieren und Stress abbauen. Der Therapeut agiert hier als Coach, der Ihnen hilft, Gewohnheiten zu etablieren, die Ihre neu gewonnene Balance unterstützen und die Lücke füllen, die die Zigarette hinterlässt.
Wie Akupunktur das Verlangen nach Nikotin wirklich beeinflussen kann: Ein Blick auf die Studienlage
Aus der Perspektive eines Arztes ist die Frage nach der wissenschaftlichen Evidenz von zentraler Bedeutung. Wie lässt sich die Wirkung der Akupunktur über das energetische Modell der TCM hinaus erklären? Die moderne Forschung liefert zunehmend plausible Erklärungsansätze aus der Neurobiologie, die eine Brücke zwischen östlicher und westlicher Medizin schlagen. Der Schlüsselbegriff hierbei lautet neuro-energetische Regulation: Die Stimulation von Akupunkturpunkten löst nachweisbare Reaktionen im zentralen Nervensystem aus.
Ein zentraler Mechanismus ist die Beeinflussung des körpereigenen Belohnungssystems. Nikotin führt zu einer künstlichen Ausschüttung von Neurotransmittern wie Dopamin, was ein kurzes Gefühl der Befriedigung erzeugt. Im Entzug fehlt dieser Reiz, was zu Unruhe und Verlangen führt. Studien deuten darauf hin, dass Akupunktur die Freisetzung von körpereigenen Opioiden, den Endorphinen, anregen kann. Diese „Glückshormone“ haben eine entspannende und stimmungsaufhellende Wirkung. Die Verbesserung der Willensstärke während der Entwöhnung soll durch einen Anstieg des Endorphinspiegels erfolgen, der die Entzugserscheinungen auf natürliche Weise lindert und das Verlangen nach dem künstlichen „Kick“ durch Nikotin reduziert.
Gleichzeitig muss die Studienlage ehrlich und differenziert betrachtet werden. Insbesondere bei der Frage der langfristigen Abstinenz sind die Ergebnisse uneinheitlich. Kritiker argumentieren, dass die Wirkung der Akupunktur nicht signifikant über die eines Placebos hinausgeht. Eine große deutsche Krankenkasse fasst diese Skepsis wie folgt zusammen, wie die Techniker Krankenkasse in ihrem Gesundheitsratgeber schreibt:
Ob Akupunktur jedoch zur langfristigen Nikotin-Abstinenz beiträgt, ist nicht belegt. Studien zufolge hilft die Methode nicht besser als ein Placebo.
– Die Techniker Krankenkasse, TK-Gesundheitsratgeber
Diese Kritik ist wichtig, übersieht aber oft den Kern des ganzheitlichen Ansatzes. Wenn Akupunktur nur als mechanisches Setzen von Nadeln verstanden wird (Nadel vs. Placebo-Nadel), mag der Unterschied gering sein. Betrachtet man sie jedoch als Teil eines umfassenden Protokolls, das die Arzt-Patient-Beziehung, Lebensstilberatung und die Stärkung der Selbstwirksamkeit einschließt, wird ihr wahrer Wert erkennbar. Der Placebo-Effekt selbst ist zudem ein mächtiger, psycho-biologischer Prozess der Selbstheilung, den die Akupunktur gezielt aktiviert und nutzt.
Die Anti-Stress-Apotheke der Natur: 5 ätherische Öle für mehr Gelassenheit im Entzug
Im Rahmen des ganzheitlichen Ansatzes zur Raucherentwöhnung können auch Methoden aus der Aromatherapie eine wertvolle Ergänzung sein. Ätherische Öle wirken direkt auf das limbische System im Gehirn, das für Emotionen und Erinnerungen zuständig ist. Sie können helfen, Stress abzubauen, die Stimmung zu heben und das akute Verlangen nach einer Zigarette zu überbrücken. Besonders praktisch ist die Anwendung in einem DIY-Riechstift (Inhalierstift), da dieser eine Ersatzhandlung für das Halten einer Zigarette bietet.
Einige Öle haben sich in der Praxis und in ersten Studien als besonders hilfreich erwiesen. So wurde in einer Studie an einer US-amerikanischen Universität die Wirkung von schwarzem Pfefferöl untersucht. Die Probanden führten eine zweiminütige Trockeninhalation durch, und es zeigte sich, dass das Pfefferöl das akute Verlangen („craving“) signifikant besser reduzieren konnte als eine Placebo-Inhalation. Die Schärfe des Öls scheint einen Reiz zu setzen, der den sensorischen Impuls des Rauchens imitiert.
Hier sind fünf ätherische Öle, die Sie zur Unterstützung im Entzug nutzen können:
- Schwarzer Pfeffer (Piper nigrum): Der „Akuthelfer“. Sein scharf-würziges Aroma imitiert den sensorischen Reiz im Rachen und ist ideal, um unmittelbares, starkes Verlangen zu durchbrechen.
- Angelika (Angelica archangelica): Das „Schutzschild“. Dieses Öl ist bekannt für seine erdende und stärkende Wirkung. Es hilft, die Zeit bis zum nächsten Nikotinschub zu verlängern und gibt mentale Kraft.
- Lavendel (Lavandula angustifolia): Der „Balsam für die Nerven“. Lavendelöl ist der Klassiker zur Beruhigung. Es hilft bei Nervosität, Reizbarkeit und fördert einen besseren Schlaf, der im Entzug oft gestört ist.
- Bergamotte (Citrus bergamia): Der „Stimmungsaufheller“. Das frische, zitrische Aroma wirkt antidepressiv und hebt die Laune. Ideal, um die oft trübe Stimmung während der Entwöhnung aufzuhellen.
- Grapefruit (Citrus paradisi): Der „Entgifter“. Grapefruitöl wird in der Aromatherapie zur Unterstützung von Entgiftungsprozessen eingesetzt und sein frischer Duft kann ebenfalls das Verlangen nach Süßem oder Nikotin reduzieren.
Ein Inhalierstift kann leicht selbst befüllt werden, indem man einige Tropfen des gewählten Öls auf den innenliegenden Watte-Dochtaufträgt. So haben Sie Ihre persönliche „Anti-Stress-Apotheke“ immer griffbereit.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Akupunktur zur Raucherentwöhnung ist ein ganzheitlicher Prozess, kein isolierter Eingriff.
- Sie wirkt durch die Regulation des Energieflusses (Qi) und die nachweisbare Stimulation der Endorphin-Ausschüttung.
- Aktive Selbsthilfe durch Akupressur (z.B. Tim Mee Punkt) und ergänzende Maßnahmen wie Aromatherapie sind entscheidend für den nachhaltigen Erfolg.
Die Ohrakupunktur (Aurikulotherapie) als Spezialform der Suchtbehandlung verstehen
Eine besonders wichtige und spezialisierte Form der Akupunktur in der Suchtbehandlung ist die Ohrakupunktur, auch Aurikulotherapie genannt. Dieser Ansatz basiert auf der Vorstellung, dass die gesamte Oberfläche der Ohrmuschel eine Reflexzone des Körpers darstellt, ähnlich einer Landkarte. Jedem Organ und jeder Körperregion ist ein spezifischer Punkt am Ohr zugeordnet. Bei der Behandlung von Suchterkrankungen hat sich ein standardisiertes und weltweit anerkanntes Verfahren als besonders wirksam erwiesen: das NADA-Protokoll.
Das NADA-Protokoll (entwickelt von der National Acupuncture Detoxification Association) ist ein einfaches, sicheres und effektives Behandlungskonzept, das speziell für die Sucht-, Trauma- und Stressbehandlung konzipiert wurde. Es umfasst das Setzen von fünf feinen Nadeln in standardisierte Punkte an beiden Ohren. Diese Punkte sind: Sympathikus (zur vegetativen Entspannung), Shen Men (zur Beruhigung des Geistes), Niere (zur Stärkung der Willenskraft und Linderung von Ängsten), Leber (zur Entgiftung und Kontrolle von Aggression) und Lunge (zur Stärkung des Lungen-Qi und Verarbeitung von Trauer). Die Behandlung findet typischerweise in einer Gruppe statt und zeichnet sich durch einen nonverbalen, wertschätzenden Stil aus, was den Zugang sehr niederschwellig macht.
Die Wirksamkeit und Akzeptanz dieses Protokolls sind so hoch, dass es mittlerweile fest im deutschen Gesundheitssystem verankert ist. Eine Erhebung der Deutschen Akupunktur Gesellschaft zeigt, dass etwa 230 psychiatrische und Suchthilfeeinrichtungen in Deutschland standardmäßig mit dem NADA-Protokoll arbeiten. Es wird nicht nur bei der Raucherentwöhnung, sondern auch bei Alkohol-, Drogen- und Medikamentenabhängigkeit sowie bei psychischem Stress und Schlafstörungen eingesetzt.
Für Patienten hat die Ohrakupunktur den Vorteil, dass sie sich nicht komplett entkleiden müssen. Oft werden auch sogenannte Dauernadeln oder Ohrsamen verwendet. Dabei handelt es sich um winzige Nadeln oder Samenkörner, die mit einem kleinen Pflaster auf den Suchtpunkten fixiert werden und dort für mehrere Tage verbleiben. Durch leichten Druck auf diese Pflaster kann der Patient die Punkte selbst stimulieren und so die Wirkung zwischen den Sitzungen aufrechterhalten.
Der Weg aus der Nikotinsucht ist eine persönliche Reise, die Engagement und die richtigen Werkzeuge erfordert. Die Akupunktur, verstanden als ganzheitliches System, bietet eine kraftvolle Unterstützung, die weit über das Lindern von Entzugserscheinungen hinausgeht. Sie hilft, die tiefere Ursache des Verlangens anzugehen und die Verbindung zwischen Körper und Geist zu heilen. Der entscheidende nächste Schritt ist, ein Gespräch mit einem qualifizierten Arzt oder Therapeuten mit Akupunkturausbildung zu suchen, um einen auf Sie zugeschnittenen, individuellen Behandlungsplan zu erstellen.